Keep The Blues Alive

[thovo56]

Man hatte schon so einiges gehört: Man solle bei einem Johnny Winter Konzert nicht zu viel erwarten, er bringt es nicht mehr und so weiter...
Nun, da Henrik Freischlader als Vorgruppe angekündigt war, haben wir uns gesagt: wir riskieren das! Freischlader wird sicher gut und Johnny Winter ? Schaun mer mal! Dann haben wir ihn wenigstens einmal gesehen...
Nun, pünktlich um halb 9 eröffnete der Wuppertaler Jung Henrik Freischlader sein Heimspiel. Und er machte es verflixt gut. Ein Axeman auf der Gitarre, gute Begleitband, gute Songs - darunter Klassiker wie Foxy Lady oder My Baby's Gonna Left Me (Peter Green), das machte Spaß und legte die Latte hoch für den nachfolgenden Hauptact. Dazu Freischladers witzige Ansagen zwischen den Songs, die Band und wir, die Fans hatten unseren Spass. "Ich weiß ja, ihr wartet sehnsüchtig auf unseren letzten Song, ich hasse so supports auch" scherzte Henrik kokettiernd mit dem Publikum, aber als er nach 45 Minuten fertig war, verlangte der Saal eine Zugabe, und bekam sie, die Foxy Lady....
Umbaupause. Zeit raus zu gehen, frische Luft, eine rauchen, pinkeln, was auch immer... erste laute Töne aus dem Saal: Spielt ER schon ? Nein, ist nur der Soundcheck. ER lässt sich Zeit, manche im Saal werden unruhig, erste Pfiffe, Rufe "Johnny, Johnny", es wird 22.00 Uhr, als die "Johnny Winter Band" auf der Bühne ist um im Stile des US-Showbuisness angekündigt wird. Ohne IHN spielen sie eine Warm-Up Nummer, dann endlich unter großem frenetischen Jubel kommt er auf die Bühne, kleine humpelnde Schritte, gebeugter Rücken, ausdrucksloses Gesicht, der Mann kann einem fast Leid tun. Aber als er auf seinem Stuhl vorne auf der Bühne Platz nimmt und man ihm seine Gitarre reicht, da wachen zumindest die Handgelenke und die Finger auf: Er startet wie seit 40 Jahren üblich seinen Gig mit der Freddie King Nummer Hideaway. Schade, wenn man, wie wir, etwas weiter hinten steht, kann man im Wesentlichen nur seinen Texashut erkennen, wir müssen mal nach rechts, mal nach links, dann kann man den Kopf sehen. Man hätte ein höheres Podest für IHN bauen können... Er spielt seine Nummern brillant herunter, begleitet von einer sehr guten professionellen Band, die genau wissen, was sie tun. Aber es dauert, bis der Funke überspringt. Es kommt kein Kontakt zwischen Künstler und Publikum auf. Vielleicht liegt es an seiner Krankheit, aber er verzieht keine Miene, kein Lächeln, nix, sagt artig danke für den Beifall, nuschelt kaum verständlich die nächste Nummer an, one two three four und weiter gehts. Aber ER ist immer noch verdammt gut mit den Fingern auf den Saiten, dass muss man IHM lassen. So spielt er sich durch sein Programm: Sugar Coated Love, The Red House, Highway 61, Lone Wolf, I Used To Love Her es ist eben "Give the people what they want" = US Showbusiness, Texas, Big, Laut. "THey Call Me Johnny Guitar, I Come to Play In Your Town!" Wenn man das mag, kommt man letztlich voll auf seine Kosten. Und wir mochten es. Ein KOnzert, dass wir in sehr guter Erinnernug behalten werden. Schon, weil heute noch die Ohren sausen, ich muss doch endlich mal so Ohrstöpsel kaufen, wenn ich zum Rock'n Roll gehe.
Alles Gute auf deinem weiteren Weg, Henrik Freischlader und ... "Johnny B Goode"!!!

[thovo56]

Ach so, das hab ich noch vergessen:
Zwei Hinweise an den Soundmixer in der Börse, Wuppertal.
Erstens: Der Sound war, vornehm gesagt, suboptimal. Sowohl bei Freischlader als auch Bei Johnny Winter kam der Gesang viel zu leise rüber.
und Zweitens (und das hat richtig geärgert): Was habt ihr denn da vor dem Gig und in der Pause für ne schreckliche, überhaupt nicht zu dem Abend passende Mucke gespielt ? The Monsters of Liedermaching, oder was war das ? Ich kenne Schlafpillen, die schlechter wirken. Man sollte das Programm doch ein wenig der Abendveranstaltung anpassen...